Die Region im Nordosten Italiens trägt die Traube tief in ihrer Seele. Mittelpunkt des täglichen Treibens sind die Weinstuben, die auch in den kleinsten Städtchen zu finden sind. In den Weingütern wird das Wissen über die edlen Tropfen über Generationen hinweg bewahrt.
Sonnenverwöhnter Landstrich mit hervorragendem Wein
„Vive il vin, la compagnie”, ruft ein älterer Herr freundlich über den Tisch. Wenn die Einheimischen aus der Region die Gläser zum Wohle erheben, ist die Geselligkeit federführend. Wein ist seit jeher kulturelles Erbe in Friaul, haben doch schon die Kelten in den Breitengraden mit der Kultivierung der Traube begonnen. Vor rund 2000 Jahren haben es ihnen die Römer gleich getan und das Vorgehen im Anbau verfeinert. Immer wieder sind historische Spuren zu entdecken.
Bacchus, der Gott des Weines, hat es wohl gut mit Friaul gemeint. Die Gegend ist ein Querschnitt aus mineralreichen Böden, Wasser aus den Bergen und mediterranen Sonnenstunden aus dem Süden. Vor allem die Voraussetzungen im östlichen Teil der Friaul werden von den Weinbauern als nahezu perfekt beschrieben. Der Niederschlag ist ideal und die Durchschnittstemperaturen durchwegs im höheren Bereich zu finden.
Zudem wirkt die nahe Adria mit ihren ausgleichenden und sanften Luftströmen aus den Weiten des Meeres. Tief einatmen heißt es für Spaziergänger, die entlang der Reben unterwegs sind. In solchen Augenblicken ahnt man, warum die friulanische Traube so besonders ist.
Wo Rebe und Mensch sich wohlfühlen
Wahrlich traumhaft wird es, wenn sich vor den Augen die markanten Moränenhügel emporheben, auf denen sich die Reben richtig wohlfühlen. Etwa die „Tocai Friulano“, eine der häufigsten Sorten, die angebaut wird. Stilvoll genießen können die Besucher die Produkte aus der Traube in den urigen Weinstuben, die es auch in den kleinsten Ortschaften gibt. Sie gehören zum tagtäglichen Treiben, sind Platz für Austausch und bieten hervorragende Gelegenheiten, mit den Bewohnern in Kontakt zu treten.
Übrigens nennen diese eine solche Lokalität „Osteria“ oder umgangssprachlich „Enoteca“. Natürlich nicht ohne einer kulinarischen Leckerei am Teller, die sorgfältig auf das vollmundige Getränk abgestimmt ist. Angenehmer kann eine Region nicht kennengelernt werden. Wobei, nicht ganz. Vergessen werden dürfen auf keinen Fall die zahlreichen Weingüter und Häuser, die ihr Wissen über mehrere Vorfahren aufgebaut haben und das Feinspitze in jedem Tropfen schmecken.
Etwa im sehr persönlich geführten „La Sclusa“, in dem Familie Zorzetti Weine von herausragendem Charakter auf den Tisch bringt. Seit vier Generationen wird hier friaulische Weinanbautradition gepflegt und gelebt. Den historischen Kern bildet eine geräumige Kellerei, die mitten in einem großen Anbaugebiet für die notwendige Temperatur sorgt. Wer in die Grundlagen des Weinanbaus und der Weinherstellung schnuppern möchte, ist hier an der richtigen Adresse.
Unbedingt die Übernachtungsmöglichkeit nutzen! Morgens mitten in den Weinbergen aufzuwachen – Atmosphäre pur. Überhaupt hat die Friaul mitsamt ihren großen und kleinen Anbietern für Spürnasen des guten Geschmacks so einiges an Variantenreichtum zu bieten.
Mehr als Friulano
Die Region ist mehr als Friulano. Kenner wissen, so hat beispielsweise der Prosecco seinen Namen von der friaulischen Rebsorte. Sie wächst unweit von Triest in der Nähe des namensgebenden Ortes. Kleinstwinzer aus dem felsigen Carso-Gebirge stellen etwa säurebetonte Weißweine her. Sauvignon blanc, Chardonnay und Binot Bianco gehören zum guten Ton. Verkosten ist hier nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht. Riesling, Renano, Traminer und Müller-Thurgau sind ebenfalls auf den Karten vieler Speiselokale zu finden.
Ist die Friaul auch ein Rotweingebiet? Aber natürlich! Die roten Rebsorten werden angeführt von Merlot, Pinot Nero und Refosco. Dicht gefolgt von Schioppettino und Pignolo, die vor allem als Stärke des Grave-Gebiets zu bezeichnen sind. Bei ausgewählten Winzern sind auch autochthone Sorten wie der Verduzzo Trevigiano und Malvasia zu genießen. Ein Himmel für Sommeliers und die, die es noch werden wollen.
Fotos: AdobeStock_55333932, AdobeStock_100637260; AdobeStock_69336049; © La Sclusa
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