Ein wenig venezianisch und ein wenig österreichisch ist das italienische Pontebba. Ein Ausflug in die Grenzregion mit Tipps für Radfahrer und Wanderer.
Schon im zweiten Jahrhundert war in Pontebba eine römische Zollstation. Deshalb ist es nicht wunderlich, dass die Straße SS 13, die vom Friaul heraufkommt und nach Kärnten führt, bekannt ist als die Pontebbana. Es ist auch kein Zufall, dass die Autobahnausfahrt ganz nah am Ort liegt.
Pontebba ist eine der ersten Stationen auf italienischem Boden für alle, die aus Österreich kommen: Schließlich war die Brücke über den Fluss Pontebbana die Staatsgrenze bis zum Jahre 1919. Man kann dieses natürlich an seiner Architektur erkennen, die Venezianisches mit Österreichischem verbindet. Es ist eine perfekte kulturelle mitteleuropäische Mischung: Santa Maria Maggiore, die Kirche der Gemeinde, zeigt einen Flügelaltar aus dem fünfzehnten Jahrhundert von dem Kärntener Meister Wolfgang Haller. Es ist ein Kunstwerk aus Holz. Während die „Serenissima“ durch ihre verschiedenen Löwen von San Marco und venezianische Roste, die zur Abwehr für das bewohnte Zentrum errichtet wurde, an die Herrschaft (1420—1797) erinnern.
Die Umgebung des Tales „Valcanale“, auf Deutsch Eisenkanal, war in zwei verschiedene Justitien unterteilt: die venezianische und die der Bischöfe von Bamberg, die dann an die österreichische Herrschaft übergeben wurde. Die Wohnhäuser befanden sich an der venezianisch-deutschen Grenze. Die Brücke aus Stein teilte die beiden Orte. Damit hatte die Brücke eine strategische Bedeutung. Entlang des Flusses errichtete die Regierung der Serenissima imposante Festungen. Das Holz aus den Wäldern wurde für den Bau der eigenen Schiffe verwendet und war ein begehrtes Gut.
Zu Fuß oder mit dem Fahrrad – ein Ausflug hinauf zu den Almen
Aber es dreht sich nicht nur um Geschichte: Auch wenn es heute keine Grenzen mehr gibt, trennt die Brücke über den Fluss noch immer die Gemeinde Pontafel und die Gemeinde Pontebba. Allerdings trennt sie nicht mehr Kulturen, sondern ist vielmehr ein Treffpunkt geworden. Das können Touristen bei einem Kaffee im Café alla Posta spüren. Österreicher, Italiener, Slowenen – hier spielt die Nation keine Rolle.
Nicht wundern, die Fahrräder sind meist voll. Denn hier führt direkt der beliebte Alpen-Adria-Radweg vorbei, der zu den längsten und romantischsten Radstrecken Europas gehört. 2015 wurde dieser sogar bei der Messe Fiets en Wandelbeurs in Amsterdam ausgezeichnet – und die Holländer verstehen wirklich etwas von Radfahren.
Der Alpen-Adria-Radweg begeistert nicht nur Radler, auch Wanderer kommen in der Gegend auf ihre Kosten. Ein der Umgebung von Pontebba gibt es herrliche Wanderwege in den Wäldern und in den Bergen. Wir haben uns entschlossen die Alm Malga Glazzat zu besuchen, auf der vor kurzem die kulturelle Veranstaltung Vicino Lontano stattfand. Erreichbar ist die Alm zu Fuß von Sella Cereschiatis. Wer geübt ist, kann auch mit dem Mountainbike hochfahren.
Die Alm bietet einen herrlichen Ausblick. Die Almwirte servieren traditionelle Gerichte wie die Suppe Brovadâr, eine Art Krautsuppe, oder die besonderen Ravioli, die Cjalcons heißen, die man als Süßspeise oder gesalzen verzehren kann. Und dann noch Lammfleisch in der Soße, Brot und Süßigkeiten hausgemacht, aber vor allem auch die exzellenten Produkte der eigenen Käserei, wie Ricotta oder Hüttenkäse – hauptsächlich von Schaf und Rind mit biologischem Siegel, begeistern. Sogar Gemüse wird im Gebirge selbst angebaut.
Malga Glazzat wird von BELA bewirtschaftet. Das ist eine landwirtschaftliche Gemeinschaft von Moggio Udinese, die von einer Gruppe junger und enthusiastischer Leute getragen wird. 2016 initiierten sie ein Projekt, um die ehemaligen Ställe der Gemeinde Ovedasso wieder mit Leben zu füllen. Mit besten Ergebnissen. Indem wir einen wirklich speziellen Frico und zum Schluß noch einen hervorragenden Strudel gegessen haben, lassen wir den Blick über die Landschaft schweifen und sind dankbar, einen Lebensstil längst vergangener Tage kennengelernt zu haben.
Zwischenstationen im Friaul – entlang dem Alpe-Adria-Radweg von Salzburg bis Grado
Auf dem Alpe-Adria-Radweg kann man 415 Kilometer entlang radeln – von der Mozartstadt Salzburg bis zum Adriatischen Meer. Zu den schönsten Etappen zählt der Abschnitt zwischen Tarvis und Moggio Udinese. Hier verläuft der Radweg entlang der alten Eisenbahnstrecke über Brücken und durch Tunnels. Dazwischen gibt es tolle Ausblicke auf die julischen Alpen und den Fluss Fella. In Chiusaforte lohnt sich ein Halt. Hier wurde der Bahnhof von einer Gruppe junger Menschen in eine Herberge mit Bar, Restaurant und Bibliothek mit Buchhandel umgestaltet. Alles ist perfekt auf Radfahrer abgestimmt. Man kann in den ehemaligen Wohnungen der Bahnhofvorsteher auch übernachten. Gemütlich und in freundlicher Atmosphäre.
Wer bis Moggio ohne Pause weiterfahren möchte, kann im Residenz Bed & Bike übernachten. Das ist eine bunte Unterkunft, einfach und modern mit umweltfreundlicher Architektur.
Fotos: © Chiara Meriani; © PROMOTURISMO FVG / Ulderica Da Pozzo, mate image; © Café alla Posta; © Malga Glazzat