Musik, Tanz und Prangerreden. Kaum ein andere Stadt Österreichs zelebriert den Fasching mit so viel Herzblut. Zwischen Brauchtum und Moderne treiben es die Narren in der Draustadt Villach ganz besonders bunt. Neben den Großen haben auch schon die Knirpse ihre eigene Kindergarde.
Hochburg des Treibens: Villach
„Lei Lei!“ Besucher, die zum Fasching mit den herzlichen Worten begrüßt werden sind gleich mitten im Geschehen. Geht es nach der Überzeugung der Villacher, ist ihre geschätzte Stadt die Hochburg des Treibens in der Faschingszeit. Dieser Ruf möchte gut gepflegt sein, daher beginnen etwa die Übungsstunden und Proben der Faschingsgarden schon im September des Vorjahres.
Von aufwendigen Choreografien bis hin zu akribisch einstudierten Musikfeinheiten der 16-köpfigen Hofkapelle. Spektakulär wird es auch, wenn unter großem Medienrummel das Prinzenpaar der Bevölkerung präsentiert wird. Ausgewählt von einem sogenannten Gildenkanzler, regieren Prinz und Prinzessin das närrische Volk in den Karnevalstagen. Stilgemäß mit einem Narrenzepter, versteht sich. Wer die beiden sind, das wird vorab als großes Stadtgeheimnis gehütet.
Die Draustadt wäre nicht als solche bekannt, hätten nicht auch die Kleinsten ihren Spaß. Bereits seit 1966 haben die Knirpse ihren eigenen Kinderfasching, natürlich mit einer zugehörigen Kindergarde. Mehr als 180 Jungen und Mädchen gestalten jedes Jahr ein zweistündiges Programm, das es wohl nirgendwo sonst auf diese Art zu erleben gibt. Ein Muss für alle Familien! Gute Laune ist dabei garantiert.
Altüberliefertes Brauchtum
Wer ein wenig im Umfeld von Villach unterwegs ist, stößt auf so manchen Faschingsbrauch der bereits im Mittelalter entstanden ist. Das „Austreiben des Winters“, wie es der Volksmund bezeichnet. Etwa das Bärentreiben, bei dem ein als Bär verkleideter Dorfbewohner von Kindern gejagt wird, die ihrerseits Hunde darstellen. Auch das „Brecheln“ wird praktiziert, angelehnt an die frühere Flachsbearbeitung. Ganz pfiffige Spürnase entdecken auch den „Maschkeratanz“ , der als ganz besonderes Kulturgut gilt. Aus dem Staunen nicht heraus kommen Erkunder beim „Blochziehen“, bei dem eine bis zu 20 Meter lange Fichte zur Versteigerung auf einen Dorfplatz gezogen wird.
Altüberliefert ist auch das Brauchtum des Karnevalumzuges, der in Villach selbst am Faschingssamstag zelebriert wird. Über die Grenzen hinweg ist das Zusammenkommen der Narren von nah und fern bekannt, der die Brücke zwischen Tradition und Moderne jedes Jahr auf das Neue aufleben lässt. So lassen es sich auch Gilden von anderen Ländern nicht nehmen, bei dem bunten Auflauf mit dabei zu sein. Mehr als 150 Gruppen und an die 3000 Maskierte feiern dabei bis in die Morgenstunden.
Und in den Geschäften? Natürlich wird die ganze Draustadt an diesem Tag zur Narrenbühne. So kann es schon einmal passieren, dass Gäste in Gastronomiebetrieben von einem Frosch oder einem Tiger begrüßt werden. An Kassen sollen schon diverse Superhelden gesehen worden sein. Ein Kostüm in dieser Zeit zu tragen, ist in den Straßen gewissermaßen Ehrensache. Beeindruckend sind auch die prächtig geschmückten Wagen, die sich ihren Weg durch das Stadtzentrum bahnen. Wer besonders aufmerksam ist, kann einige der Süßigkeiten ergattern, die von den Teilnehmern in die Menge geworfen werden.
„Villacher Fasching“
Absolutes Herzstück des Karnevals sind jedoch die Faschingssitzungen. Schon Wochen vor dem Faschingsdienstag lädt das Prinzenpaar zu den abendfüllenden Darbietungen. Klangvolle Namen wie „Der Apotheker“, „EU-Bauer“ oder „Noste“ versorgen die Prominenz mit ihren Prangerreden. Wer nicht anwesend sein kann, kann via Fernsehübertragung des Österreichischen Rundfunks dabei sein. Der „Villacher Fasching“ ist dort seit Jahren ein Publikumsmagnet.
Gesang-, Musik- und Tanznummern gehören zur Draustädter Faschingsseele und haben die einen oder anderen Spitzfindigkeiten parat. In einer Pause darf auch einer der leckeren Krapfen verkostet werden, die bei all dem Gewusel dazugehören. Leicht aromatisierte Marillenmarmelade und viel Staubzucker versüßen den Gaumen. Villach wie es närrisch leibt und lebt!
Fotos: © Region Villach Tourismus GmbH / Adrian Hipp / Villacher Faschingsgilde
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